Thüringer Gipfel

Die schönsten Wanderungen und Radtouren in Thüringen

Wanderung auf Baumbachs Spuren um Kranichfeld

Hoch auf dem gelben Wagen
Hoch auf dem gelben Wagen
sitz ich beim Schwager vorn.
Vorwärts die Rosse traben,
lustig schmettert das Horn.
Berge Täler und Auen,
leuchtendes Ährengold,
Ich möchte ja so gerne noch schauen;
aber der Wagen, der rollt.

Das Volkslied Hoch auf dem gelben Wagen ist nicht nur dank der Vertonung durch den Bundespräsidenten Walter Scheel bekannt. Ganz zu Unrecht weniger bekannt ist der Dichter dieser Zeilen, Rudolf Baumbach. Diese rund 13km lange Wanderung bietet die Gelegenheit, ihn und seine thüringer Heimat besser kennenzulernen.

Download der Strecke als gpx oder kml Datei.


Diese schöne Wanderung habe ich dem Kulturlandschaftsführer Heinz Luger, der Kranichfelder Wanderklampfe zu verdanken. Er ist Botschafter für das Mittlere Ilmtal und hat viele interessante Geschichten über die Historie, Geologie und Natur dieser Gegend zu erzählen. Vielen Dank, Heinz!

Anreise: Der Start- und Zielpunkt unserer Wanderung, die Stadt Kranichfeld, liegt an der B87. Von Erfurt aus fährt man in Richtung der Anschlussstelle der A4 Erfurt-Ost und von da aus weiter über Klettbach, Nauendorf und Hohenfelden nach Kranichfeld.

Der Startpunkt unserer Wanderung rund um Kranichfeld ist das Baumbachhaus. Hier wurde am 28.September 1840 der Dichter Rudolf Baumbach geboren. Heute ist dieses schöne Fachwerkhaus ein würdiger Rahmen für so manche Hochzeit oder eine der vielen Veranstaltungen des Baumbachvereins. Vom Baumbachhaus aus startet unsere Wanderung zuerst hinunter zur Hauptstraße. Hier biegen wir nach links ab, um dann aber gleich in eine kleine Gasse nach rechts weiter zu wandern. Wir überqueren die Ilm über die kleine Holzbrücke. Dahinter geht unsere Wanderung weiter unterhalb der Niederburg, entlang der Ilm nach rechts. Wir passieren die Kirche von Kranichfeld und laufen weiter am Ufer der Ilm, den Hang der Stiede nach oben. An der ersten Abzweigung gehen wir die Stufen nach links hinauf zur Schleussenburg. Von hier haben wir einen schönen Blick auf Kranichfeld und seine zwei bekanntesten Burgen.
Blick auf die Kirche von Kranichfeld und die Niederburg
Weiter geht unsere Wanderung entlang des Wegs in das Maienhölzchen hinein. Im Frühjahr ist der helle Niederwald mit einer Vielzahl von Frühblühern geschmückt. So kommen wir zum Baumbachdenkmal.
Das Baumbachdenkmal im Maienhölzchen
Das Denkmal stellt den Bezug zum Triglav her, den Nationalberg von Slowenien. Rudolf Baumbach hat sich in seiner Zeit als Hauslehrer in Triest öfters in diesem Gebiet aufgehalten. In seinem Werk Zlatorog von 1877 hat er die lokalen Sagen über den goldenen Gamsbock auf dem Triglav festgehalten. Hinter dem Baumbachdenkmal verlassen wir den Wald und wandern an dessen Rand entlang in Richtung Maientännig (rote Wandermarkierung nach Rittersdorf / Mohrental). Wenn wir den Blick zurück wenden, haben wir einen schönen Blick über die Felder und auf das Oberschloss von Kranichfeld.
Blick zum Oberschloss von Kranichfeld
Eingangs des Maientännig lädt eine kleine Wanderhütte zu einer Pause ein. Eine Hinweistafel klärt uns darüber auf, dass sich hier eines der nördlichsten Vorkommen der Weißtanne befindet. Deren Hauptverbreitungsgebiet sind die subalpinen Gebiete in Mittel- und Südeuropa. Unsere Wanderung folgt dem ausgeschilderten Weg weiter geradeaus und den Berg nach oben. Kurz bevor wir die kleine Ansiedlung Mohrental erreichen, biegen wir nach rechts ab und erklimmen die Hänge des Windbergs. Dieser gehört mit seiner Höhe von 484[m] zu den größeren Gipfeln der Ilm-Saale-Platte. Auf der Höhe lädt eine Wanderhütte zu einer ausgiebigen Rast ein. Wir geniessen die schöne Aussicht auf das Mittlere Ilmtal und den Thüringer Wald am Horizont. In der Nähe befindet sich ein ehemaliges Vorwerk, die Kaffenburg.
Aussicht vom Windberg
Vom Windberg aus folgen wir dem Weg hinunter nach Barchfeld. Wir durchqueren den Ort und biegen hinter der Brücke über die Ilm nach rechts auf den Radweg ab. Vor dem Stedtener Wehr folgen wir dem Weg links hinauf nach Stedten.

Wenn wir von hier noch ein wenig weiter dem Radweg folgen, kommen wir zur Stedtener Mühle. Hier ist eine Fischerei mit eigenem Hofladen (Mittwochs und Freitags von 17-19Uhr geöffnet). Außerdem gibt es eine kleine Ausstellung zum “Leben am Fluss” zu besichtigen.


In Stedten folgt unsere Wanderung dem Weg “An der Waldbühne”. Es geht bergauf. Wir folgen dem Wanderweg zum Oberschloss von Kranichfeld.
Blick zum Oberschloss

Am Oberschloss lässt sich ein kleines Kunstwerk der Steinmetze entdecken, den Leckarsch. Zu dessen Entstehung gibt es die folgende Sage:
Zwei Brüder, Wolfer und Ludger, lebten vor vielen Jahren gemeinsam auf dem Oberschloss. Eines Tages kam es zum Streit und Ludger musste die Burg verlassen. Vorher zeigte er aber auf die Stelle der heutigen Niederburg und sprach zu seinem Bruder: “Wenn ich wiederkomme, werde ich an dieser Stelle meine eigene Burg bauen”. Sein Bruder lachte und erwiderte ihm: “Wenn du das schaffst, werde ich mich am Arsche lecken.”. Nach etlichen Jahren kehrte sein Bruder zurück und baute seine Burg. Daraufhin musste Wolfer sein Ehrenwort halten, brach sich dabei aber aber das Genick und starb. Ludger hat seinen Bruder in seiner letzen Stellung am Südwesterker des Oberschlosses verewigen lassen.


Der Kranichfelder Leckarsch (Quelle: Wikimedia / Peter Schmelzle)
Vom Oberschloss aus folgt unsere Wanderung dem steilen Treppenweg nach Kranichfeld hinunter zum Ausgangspunkt zurück, dem Baumbachhaus. Hier lohnt sich zum Abschluss ein Besuch. Im Kaffee bietet der Förderverein hausgebackenen Kuchen an, der sehr lecker ist. Regelmäßig finden auch Veranstaltungn statt. Dies ist auch eine gute Gelegenheit, mit einem Gedicht von Rudolf Baumbach das schöne Thüringen zu grüßen:

MEIN THÜRINGEN
Mein Thüringen, aus dem ich schied,
Dir klingt mein Sang, Dich grüsst mein Lied!
Ich sings‘ am fernen Meere.
Soweit der Erdengarten reicht,
Kein Land Dir, meiner Heimat gleicht
An Wonne und an Ehre.

Du bist so lieb, Du bist so traut.
Urahne bist Du mir und Braut,
Du wunderschöne Fraue!
Der Tannenwald ist Dein Mantel gut,
Der blaue Himmel ist Dein Hut,
Dein Schemel grüne Aue.

Und drückt auf‘s Haupt der Winter Dir
Der diamantnen Krone Zier
Und hüllt die stolzen Glieder
in silberweissen Hermelin,
Dann beug‘ ich mich, o Königin,
Andächtig vor Dir nieder.

Es klingt in mir ein Kinderreim:
»Daheim, daheim ist doch daheim.«
Sie singen‘s in den Gassen.
Ich selber sang‘s wohl tausendmal
in meinem grünen Werratal,
Und hab es doch verlassen.

Oweh, ich hab‘ mich selbst verbannt
Und vor das Tor mit eigner Hand
Geschoben einen Riegel.
Doch seh´ ich jede Nacht im Traum
Mein Heimatland mit Berg und Baum,
Als zeigte mir‘s ein Spiegel.

Bringt meiner Heimat dieses Lied,
Die ihr nach seinen Wäldern zieht,
ihr Vögelein, ihr schnellen!
Ihr Freunde all am Werrafluss
Nehmt’s hin als einen Wandergruß
Des fahrenden Gesellen.

Textquelle: Andreas Seifert (Hrsg.), Rudolf Baumbach, Bin ein fahrender Gesell, Jung Verlag, Zella-Mehlis / Meiningen.

Tipp: Auf dem Rückweg empfiehlt sich ein Besuch der Niederburg. Hier kann man den Falkenhof Kranichfeld besuchen. Hinter dem Falkenhof befindet sich ein mit einer Mauer umgebenes Areal, welches ansonsten aber unbebaut ist. Dies ist der Planhof. Nach dem Thüringer Sagenbuch von Ludwig Bechstein befand sich hier ein jüdisches Viertel, welches den Thüringer Pogromen im 14. und 15. Jh zum Opfer fiel. Auf der Niederburg befindet sich auch eine Freilichtbühne, welche durch die Stadt Kranichfeld für Veranstaltungen genutzt wird.